Kundalini
Was ist die Kundalini?
In jedem Menschen gibt es eine Energie, die im Kreuzbein ruht, dem großen, dreieckigen Knochen an der Basis der Wirbelsäule (das Os Sacrum – heiliger Knochen). Diese Energie ist in der Sprache Sanskrit als Kundalini bekannt – wörtlich „aufgerollt" – weil sie in dreieinhalb Windungen gewunden ist.
Wenn diese Energie erweckt wird, steigt sie der Wirbelsäule entlang auf und tritt durch den Bereich der Fontanelle (Scheitel) aus – der Teil des Kopfes, der bei Neugeborenen noch weich ist – und kann beim Austritt aus dem Scheitel als kühle Brise wahrgenommen werden.
Kundalini und Meditation
Die Kundalini-Energie schlummert normalerweise zu Beginn. Das Ziel der Meditation ist es, diese Energie zu erwecken, damit ihre Qualitäten erweckt werden. Sie kann durch unsere Kraft des reinen Wunsches erweckt werden, dem Verlangen, unser wahres Selbst, unseren Geist, zu erkennen. Mit anderen Worten, dem Wunsch nach Selbstverwirklichung.
Unser wahres Selbst ist oft durch Gedanken und Emotionen vor uns verborgen, aber wenn die Kundalini sich erhebt, kann sie uns spontan in einen Zustand der Meditation bringen. So lösen wir uns von Gedanken und Emotionen und erfahren die reine Freude und den Frieden, die in uns allen existierten.
Die Auswirkungen der Kundalini sind im subtilen System spürbar, das auf der physischen Ebene das zentrale Nervensystem ist. Der linke und rechte Kanal sind das sympathische Nervensystem und die zentrale Achse ist das parasympathische Nervensystem. Wenn sich die Kundalini erhebt, durchläuft sie die Hauptnervengeflechte (die Plexūs = Chakras) entlang unserer Wirbelsäule.
Diese Nervengeflechte kontrollieren alle Energien, die in unserem Körper wirken. Sie sind die Wurzel all unserer körperlichen, geistigen und emotionalen Aktivitäten. Jedes Chakra ist mit bestimmten körperlichen, geistigen und emotionalen Eigenschaften verbunden. Wenn wir Störungen auf der mentalen, emotionalen oder physischen Ebene erleben, ist dies auf eine „Blockade“ oder Spannung in diesem Energiezentrum zurückzuführen.
Try MeditationDie Kundalini ist eine mütterliche Energie
Wenn die Kundalini-Energie durch unsere Chakras aufsteigt, löst sie diese Spannungen und reinigt uns so von Störungen. Außerdem werden die positiven Qualitäten, die mit jedem Chakra verbunden sind, gestärkt. Daher wird die Kundalini oft als mütterliche Energie bezeichnet, da sie unser Wesen nährt und hilft, zu einer vollständigen Persönlichkeit heranzuwachsen.
‘Diese Kundalini ist die spirituelle Mutter jedes Menschen.’
Shri Mataji Nirmala Devi
Diese Art der „Heilung" ist ein spontanes Ereignis, das nur dann eintritt, wenn die Kundalini durch unseren reinen Wunsch erweckt wird. Dieser Vorgang kann nicht durch geistige oder körperliche Anstrengungen erreicht werden, weshalb das Ziel der Meditation darin besteht, gedankenfrei zu werden und diesen lebendigen Prozess in seinem eigenen System zu erleben.
Das Gehirn begrenzt unsere Fähigkeit zu wachsen, da es uns daran hindert, uns einem Prozess hinzugeben, den es nicht sehen kann oder noch nicht erfahren hat. Die Kraft der Kundalini, zu transformieren, ist weitaus größer als unser Verstand und übersteigt die unser rationales Denken. Sie beseitigt alles, was uns im Leben stagnieren lässt, und erhebt uns auf eine höhere Ebene des Seins, jenseits von Ego und Konditionen. So beschleunigt unsere Kundalini den lebendigen Prozess unserer inneren Evolution.
‘Ich hoffe, dass die meisten von euch heute ihre Selbstverwirklichung bekommen werden. Und, dass ihr zu euch selbst werdet, indem ihr duch diese Erfahrung reifer werdet. Dich Kundalini macht euch zu reiferen Menschen.’
Shri Mataji Nirmala Devi
Kundalini und Yoga
Wenn die Kundalini alle Chakren durchläuft und die Fontanelle durchstößt, werden wir in einen Zustand gedankenloser Bewusstheit versetzt. Alle Gedanken und Emotionen, die dazu führen, dass wir in der Vergangenheit feststecken oder auf die Zukunft fixiert sind, werden entfernt, und so können wir den gegenwärtigen Moment in Frieden genießen.
So wird unsere Aufmerksamkeit erleuchtet und unser Bewusstsein wird kollektiv, da wir uns unserer Umgebung voll bewusst sind. Dies ist der Moment des wahren Yoga, was auf Sanskrit "Vereinigung" bedeutet. Du wirst mit allem um dich herum verbunden. Es ist keine Anstrengung, sondern ein spontanes Ereignis, wenn die Kundalini zu diesem Punkt aufsteigt.
Die Erweckung der Kundalini ist unumkehrbar, wie alle Lebensprozesse. Um jedoch die Auswirkungen der Kundalini-Erweckung aufrechtzuerhalten, muss regelmäßig meditiert werden, um diese Energie weiter zu erhöhen. Wie jeder Muskel im Körper wird er umso stärker, je mehr er benutzt wird.
Je öfter man meditiert, desto mehr ist die Kundalini in der Lage, unsere Chakren zu reinigen und bis zum Punkt unseres letzten Chakras im Bereich der Fontanelle aufzusteigen. Je öfter man also meditiert, desto häufiger kann man in einen Zustand gedankenlosen Bewusstseins versetzt werden. Außerdem werden diese Perioden der reinen Meditation zwischen den Gedankenwellen, die durch unseren Geist schwirren, tatsächlich länger.
Vibratorisches Bewusstsein
Je klarer unsere Chakren durch die regelmäßige Reinigung durch unsere Kundalini werden, desto größer ist unsere Sensibilität für Vibrationen. Vibrationen sind die physische Manifestation unserer Kundalini und können vor allem am Scheitel und an den Handflächen wahrgenommen werden. Wenn sich die Kundalini erhebt, kann man also eine "kühle Brise" im Bereich der Fontanelle spüren. Wenn die Kundalini diesen Punkt erreicht, kann diese Kühle auch auf den Handflächen gespürt werden.
Unsere Hände sind wie eine Landkarte unseres zentralen Nervensystems, denn hier befinden sich die sympathischen Nervenzentren. So entspricht jeder Teil der Hand einem Chakra. Wenn die Kundalini jedes Chakra erreicht, zeigen die Empfindungen oder Vibrationen, die an der Hand zu spüren sind, den Zustand des Chakras an. Kühle zeigt einen ausgeglichenen und klaren Zustand des Chakras an, da die Kundalini leicht hindurchgehen kann. Hitze oder Kribbeln weisen auf eine Blockade im Chakra hin, da Reibung entsteht, wenn die Kundalini versucht, hindurchzugehen.
Die Manifestation der Kundalini-Energie als Vibrationen zeigt uns also den Zustand unseres Seins auf völlig mühelose Weise. Es sind keine Gedanken oder Analysen erforderlich. Allein durch das Anheben der Kundalini können wir genau erkennen, was auf physiologischer, mentaler und emotionaler Ebene vor sich geht. Wenn wir Ungleichgewichte frühzeitig erkennen können, wenn sie zum ersten Mal ausgelöst werden, können wir das Ungleichgewicht auf der energetischen Ebene heilen und so viele Probleme in unserem Wesen verhindern, lange bevor sie entstehen
Kundalini und das Wissen über uns selbst
Durch das neue Instrument des vibratorischen Bewusstseins weist uns die Kundalini den Weg zu Wachstum und Selbst-Erkenntnis. Wie eine Mutter zeigt sie uns unsere Fehler und in welchen Bereichen genau wir unser Wohlbefinden verbessern können – ob auf geistiger, körperlicher oder emotionaler Ebene.
So können wir nicht nur in der Meditation selbst unsere Persönlichkeit entwickeln und Anpassungen unseres täglichen Lebens vornehmen, sondern auch über die Erkenntnisse aus der neuen Dimension der vibratorischen Erfahrung. Da die Kundalini auf unser reines Streben nach innerem Wachstum reagiert, sind alle Erfahrungen im Zusammenhang mit der Aktivierung dieser Energie unbestreitbar zu unserem Wohl – auch wenn wir es auf der mentalen Ebene vielleicht noch nicht verstehen.
Daher ist wohl die wichtigste Voraussetzung der Meditation, für diese Erfahrung offen zu sein und sie als Experiment zu betrachten. Unvoreingenommenheit ermöglicht es der Kundalini, frei und ungehindert zu wirken; und der Wachstumsprozess wird beschleunigt – sofern wir bereit sind, uns innerlich mit uns auseinanderzusetzen. Alle Menschen sind unvollkommen. Doch alle Mängel in unserem Wesen sollten wir mit einer gewissen Distanziertheit betrachten und behandeln, da sie nicht wirklich Teil unseres wahren Selbst sind.
Kundalini in alten Kulturen
Die Kundalini erhielt in verschiedenen Zivilisationen viele Namen: Die Japaner nennen sie Ki und die Chinesen Qi. Die !Kung der Kalahari nannten dieselbe Kraft N/um, und die Griechen bezeichneten sie als Pneuma. Der Islam spricht von Rûh, und in der indischen Tradition entspricht sie der Spiegelung der als Adi Shakti bekannten Urmutter und somit des reinen Wunsches nach Gott in uns. Christus nannte sie den „Heiligen Geist“. Der von seinen Jüngern beim Pfingstereignis gefühlte „Wind des Heiligen Geistes“ ist in der Tat dieselbe kühle Brise der Kundalini; im Menschen erwacht, wird sie auf den Handflächen und über dem Scheitel wahrgenommen. Der berühmte indische Heilige Dyaneshwar (geb. etwa 1275 n. Chr.) beschrieb die Kundalini in seinem Buch Dyaneshwari.
‘Die Kundalini ist eine der stärksten Energien. Durch ihren Aufstieg beginnt der gesamte Körper des Suchers zu strahlen und jegliche Verunreinigungen werden beseitigt.’
Gyaneshwara
Verschiedene Kulturen verwiesen auf eine Lebensenergie, die in einem ausgeglichenen Zustand zugänglich wird; und einige Indianerstämme etwa kannten eine Energie, die sich an der Basis der Wirbelsäule befindet. Sie wurde aber als derart heilig angesehen, dass es ihnen sogar verboten war, ihren Namen auszusprechen.
Die ägyptischen Verweise auf die Kundalini waren viel symbolischer: Osiris als Gott des Jenseits soll über die Wirbelsäule seiner Mutter Nut in den Himmel aufgestiegen sein und dabei die Wirbel als Leiterstufen verwendet haben. Dies ähnelt sehr dem altindischen Konzept der Erleuchtung, bei dem der Suchende zur Glückseligkeit aufsteigt. Es hieß, die Kundalini sei eine individuelle und für jeden Menschen spezifische Energie; wenn sie erwacht, wird sein Bewusstsein über diese "Leiter" auf eine höhere Ebene gehoben.
In der sumerischen Kultur wird das feinstoffliche System durch zwei Schlangen dargestellt, die sich um eine zentrale Achse winden und an sieben Punkten berühren. Der zentrale Kanal ist der Pfad der Kundalini, die sieben Punkte die sieben Chakren des Körpers und die beiden Schlangen stellen den linken und den rechten Kanal dar. Das Bild einer Schlange im Zusammenhang mit der Kundalini findet sich auch im Hinduismus: Die kosmische Schlange Ananta habe uns demzufolge erschaffen und die Kundalini sei die Reflexion dieser Schöpfungskraft in uns allen. In ähnlicher Weise verehrten die Azteken den Schlangengott Quetzalcoatl als Schöpfer der Menschheit.
Im Judentum wird Schechina als Name für den weiblichen Aspekt des allmächtigen Gottes verwendet, wobei sich das Wort wahrscheinlich von schachan und mischkan ableitet, was so viel wie "wohnen" und „Wohnsitz“ bedeutet. Zu Beginn der talmudischen Ära war die Schechina daher der weibliche Aspekt Gottes, der unter den Menschen wohnte und mit allen Sinnen wahrgenommen werden konnte.
Im Laufe der Geschichte gab es also überall auf der Welt ein Bewusstsein einer in uns allen ruhenden mütterlichen Energie. Viele Kulturen verstanden auf ihre Weise, dass wir uns durch unsere Verbindung mit ihr wieder in die Schöpfung – aus der wir hervorgegangen sind – integrieren und unser wahres Potenzial verwirklichen können.
‘Durch die Erweckung erhaltet ihr eure Selbstverwirklichung. Wenn diese Kraft erweckt ist, steigt sie auf und durchläuft, nährt und integriert sechs subtile Energiezentren in unseren Körpern’
Shri Mataji Nirmala Devi
Kundalini and Sahaja Yoga
In der Vergangenheit wurde die Kundalini durch jahrzehntelange intensive Bemühungen und Hingabe erweckt. Doch nur wenige Menschen meisterten dieses große Kunststück in ungestörter Meditation und Buße, und nur wenige große, heilige Persönlichkeiten wurden mit dieser Fähigkeit geboren. Doch nicht einmal sie wussten, wie man die Kundalini anderer erweckt.
1970 entdeckte Shri Mataji jedoch eine Methode, uns spontan und ohne Anstrengung mit unserer Kundalini-Energie zu verbinden. Seit ihrer Geburt war Shri Mataji sich ihres spirituellen Potentials sehr bewusst. Doch es war ihr noch nicht klar, wie man es modernen Menschen präsentieren sollte. Trotz der Bemühungen vieler spiritueller Persönlichkeiten im Laufe der Geschichte, sah sie all die Verwirrung und das Leid und suchte nach einem Weg, den wahren Sinn und Zweck des menschlichen Daseins für alle erfahrbar zu machen.
An einem stillen Strand im indischen Nargol erfüllte Shri Mataji am 5. Mai 1970 eine göttliche, spirituelle Erfahrung, durch die sie die Antwort auf ihre Frage erhielt. Sie entdeckte einen Weg, die Selbst-Verwirklichung massenhaft weiterzugeben und dadurch eine innere Transformation zu ermöglichen. So war das moderne Sahaja Yoga geboren, ein Sanskritausdruck, der so viel wie „spontane und angeborene Vereinigung mit dem Göttlichen“ bedeutet.
Ihre ersten Versuche, diese Erfahrung an die Menschen ihrer Umgebung weiterzugeben, zeigten Shri Mataji, wie sie dabei mental, physisch und spirituell transformiert wurden. Unermüdlich unternahm sie von da an weltweite Reisen, erweckte die Kundalini von Hunderttausenden und unterwies sie gleichzeitig, diese Energie auch in anderen zu erwecken. Außerdem entwickelte sie viele Methoden, um die Kundalini in der Meditation zu stärken und die Erfahrung zu vertiefen. Inzwischen wird Sahaja Yoga in mehr als 100 Ländern praktiziert und verbreitet sich auf allen Kontinenten.
‘Es muss euch klar sein, dass die Erweckung der Kundalini und die dadurch erreichte Selbstverwirklichung ein lebendiger evolutioniärer Vorgang ist. Dafür können wir nichts bezahlen. Wie ein Same in der Erde keimt sie in uns.’
Shri Mataji Nirmala Devi
Shri Mataji verlangte nie Geld für diese Erfahrung, da sie weiß, dass dies das Geburtsrecht eines jeden Menschen sei und dass es das Potenzial habe, die Welt zum Besseren zu verändern. Sie erkannte, dass, auch wenn Institutionen und Regierungen versuchen, die Gesellschaft zu stabilisieren, es schwierig ist, von außen Frieden zu schaffen, wenn es keinen inneren Frieden gibt.